b Juli 2017 |
Die 5 ADDIATOR-Modelle zum Vergleich
Von links: |
Die eindeutig als ADDIATOR-Rechenmaschinen erkennbaren
mechanischen
Rechner gab es nur in 5 verschiedenen Größen. Im Bild sieht
man recht anschaulich die Modelle im Vergleich.
Übrigens hat ADDIATOR seine Rechner immer als "Rechenmaschine"
angeboten, auch wenn der Kenner sie nicht als "Maschine" anerkennen
möchte. Carl Kübler möge mir verzeihen! |
Die grossen Rechner von ADDIATORDie Produktion startete 1920 mit dem großen STANDARD-Modell (ca. 17 cm 11 cm ), das weitgehend baugleich mit unterschiedlichem Design bis Ende der 60er oder Anfang der 70er Jahre produziert wurde.Das erste Modell war entsprechend dem Hauptpatent zweiseitig. Das Gehäuse bestand aus Weißblech oder Aluminium mit bedruckter Oberfläche. Schon bald stellte man auf Messing um, wobei im Ätz-Druck-Verfahren die Oberfläche gleichzeitig eingeätzt und an den vorgesehenen Stellen geschwärzt wurde. Eine Typenbezeichnung hatte man noch nicht, allerdings prangte der Text "Saldomaschine - System Kübler - Meuter" auf dem Rechner. Als dann schon bald Otto Meuter aus der Firma verschwand, wurde auch sein Name weggelassen. Auch ging man von der glatten Oberfläche auf gemusterte Flächen über (Glasbruch bzw. Mäander). Schon bald konnte man Varianten anbieten: Die Designvarianten sind vielfältig. Je nach Auftrag wurde der Hinweis auf Patent und die Herkunft weggelassen oder auch mal die Farbe gewechselt. Hinzu kamen diverse Aufstellhilfen und Etuis. Und natürlich gab es schon bald eigene Namen: RAPID, STANDARD, NEGATIV. Und in den Katalogen vergab man Fabriknummern in Abhängigkeit von Material, Ausführung und Etui. |
ADDIATOR-Modelle in DUPLEX-GrößeDie großen ADDIATOR Zahlenschieber waren für viele Kunden zu unhandlich. So entwickelte man bereits in den 20er Jahren das kleinere Modell, das später unter dem Namen DUPLEX recht bekannt wurde.Das erste Modell dieser Serie hieß PERPLEX. Diese Rechenmaschine war weitgehend baugleich mit dem großen Modell, das zu der Zeit noch keinen eigenen Namen hatte, nur war die Größe auf ca. 124 mm x 78 mm verringert worden. Außerdem war der Rückstellbügel nicht als Kappe, sondern als Rohr ausgeführt (Ausnahmen sind bekannt). Zu dieser Zeit war der Bedarf an billigeren und kleineren Rechnern stark angewachsen. Die PERPLEX wurde aus Aluminium oder Weißblech hergestellt, eben ein Billigmodell, man unterstrich damit die Seriosität der großen Modelle in Messing. Doch kurz darauf fertigte man parallel dazu auch ein Messing-Modell mit dem Namen PUTTY. Der Name leitete sich vom Kosemamen der Tochter von Carl Kübler ab. Väter sind immer verliebt in ihre Töchter! |
Der Name PUTTY hielt sich nicht lange, sie wurde bald in ADDIATRIX und später DUPLEX umbenannt. Ursache für diese erneute Namensänderung war wohl die Erfindung des "Negativ Saldos" Anfang der 30er Jahre. Während das große Modell mit Natativ-Überlauf den Namen NEGATIV erhielt, bekam die kleinere Variante den Namen TRIPLEX. DUPLEX und TRIPLEX wurden bis zum 2. Weltkrieg nur in Messing hergestellt, später auch in Aluminium und in der Zeit Ende des Krieges und danach auch in Zink und Weißblech, man musste nehmen was man bekam!. |
Auch bei den Rechnern der DUPLEX-Größe kamen einige Varianten
hinzu: Schon vor dem Kriege gab es die STERLING-Ausführung, sie wurde
bis zur Umstellung auf Dezimalwährung (15.2.1971) verkauft.
Für die Rennen auf der AVUS in Berlin und dem Nürburgring
wünschte sich der Rennfahrer Hans Stuck einen Rechner für
Zeitberechnung
mit Stunden, Minuten und vierstelliger Sekunde, man nannte das Modell ASTRO
(Ab 1934). ASTRO mit 4-stelligen Sekunden
Material: Messing
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Ein Kunde in Ägypten schlug einen Rechner vor, der an der
untersten
Stelle nur bis 8 rechnete. Er erhielt den klangvollen Namen ELSARIE,
das soll auf Deutsch "Rechenhexe" heißen. Dieser Rechner, den es vor dem Kriege auch als großes Modell gab, wurde in der DUPLEX-Größe von ca. Mitte der 30er Jahre bis Anfang der 60er Jahre hergestellt. Die Auflage war natürlich nicht hoch, da ja das Absatzgebiet beschränkt war! Außerdem war er mit arabischen Zahlensymbolen beschriftet, ein Europäer hat bei ihm bereits Mühe die Vorderseite von der Rückseite zu unterscheiden! ELSARIE |
Für mich ist die ELSARIE einer der schönsten Rechner, da
sein feines orientalisches Muster besonders liebevoll gezeichnet ist!
Man
denke sich dazu das farbenprächtige Etui in echt orientalischem
Safranleder,
mit feiner Goldeinlage, ein echter Blickfang!
Erst später, in den 50er und 60er Jahren, stellte man das Modell ADD-A-TIME her, mit dem Stunden und Minuten (ohne Sekunden) berechnet werden konnten. Alle Rechner für Zeitberechnungen gab es nur in der DUPLEX-Größe! |
Eine weitere Ausführung der DUPLEX war das SPEICHERWERK,
eine nur vorderseitig benutzbare Variante, die Anfang der 50er Jahre
fest
in die MAXIMATOR-Ständer eingebaut wurde, also nicht als soche in
den Handel kam. Eine andere vereinfachte Variante ist die UNEX, die gleichfalls nur die Addition ermöglichte. Sie wurde ebenfalls in die MAXIMATOR-Ständer eingesetzt, aber auch wohl allein verkauft, wenn auch in sehr geringem Umfang. |
Natürlich fertigte ADDIATOR bei diesem Erfolgsmodell auch
noch
andere Varianten, wie es der Markt erforderte. In Frankreich durfte man
z.B. nicht unter dem eigenen Namen verkaufen. Aber auch in anderen
Ländern
war es manchmal ratsam, einen anderen Namen zu wählen. So benutzte
man den Namen ADDIMAX oder PYTHAGOREE oder ließ den Firmennamen ganz
weg.
Gelegentlich leistete man sich bei Rechnern, die nicht aus Messing bestanden, auch schon mal eine Farbvariante in Blau oder Grün. Außerdem veränderte man die Beschriftung oder das Muster, wobei das Mäander-Muster wohl am beliebtesten war! Weniger auffällig sind Varianten für "schwache Währungen". Bei ihnen sind nicht wie z.B. bei uns üblich die untersten beiden Stellen für Pfennige zusammengefasst. Statt dessen sind im unteren Bereich drei Stellen farblich einheitlich gekennzeichnet. Was wollten z.B. Italiener mit zehntel oder gar hundertstel Lire? Die Rechner in der DUPLEX-Größe waren wohl der Hauptumsatzträger. Bei den großen Stückzahlen lohnte sogar eine Sprachanpassung für einzelne Länder: So wurde z.B. aus "Addition" ein "Adicion" und aus dem deutschen "Subtraktion" wurde "Subtraction", "Soustraction" oder "Sustraccion". |
Und dann hatte man auch noch "geheime" Abnehmer, die nicht an
die Glocke
gehängt wurden: Der Kaufhof hatte Probleme mit dem Geldschwund in der Kasse, wie das bei jeder anderen Firma auch vorkommen kann. Am Abend, wenn die Kassiererin abrechnen musste, wurde der Geldbetrag in der Kasse mit der Endsumme des Kontrollstreifens verglichen. Allerdings druckte die Kasse den Wert nicht im Klartext aus, sondern kodiert! Erst der Abteilungsleiter hatte den Schlüssel in Form einer CODE-ADDIATOR, also einer Spezialanfertigung. Der Code der Kasse wurde in diesen Rechner eingezogen und auf der anderen Seite erschien der richtige Wert der Endsumme in Form von direkt ablesbaren Zahlen. Erst jetzt war die Kassenabrechnung möglich, ein Betrug wurde so unterbunden. Diese Rechner sind natürlich unter Kontrolle der Firma geblieben und nicht in den Handel gelangt. Ein anderer Sonderfall ist die Bundeswehr: Natürlich war hier eine interne Material-Nummer notwendig! Allerdings handelte es sich um normale DUPLEX, die fabrikseitig zusätzlich gekennzeichnet werden mussten. Kaum anzunehmen, dass ein solches Gerät die Kasernen "lebendig" verlassen hat! |
Die Schmalmaschinen von ADDIATOR
Arithma, Unniversal und Varianten
Ende der 20er Jahre konstruierte Carl Kübler einen neuen einseitigen Rechner mit 2 Eingabefeldern in der Größe von ca. 156 mm mal 38 mm. Die RECTAR war sechsstellig und so schmal, dass er sogar auf die Rückseite eines Rechenschiebers montiert werden konnte. Er erhielt aber einige konstruktive Merkmale, die ADDIATOR sich schon früher hatte schützen lassen. Der Name wurde schon bald ARITHMA umgeändert (Dieser Name war übrigens bereits 1922 geschützt worden, man hatte ihn damals für einen eigenen einseitigen Rechner benutzt, der nur die Addition erlaubte). Nach etwa 2 Jahren kam auch die UNIVERSAL hinzu, die die Rechnung im negativen Bereich beherrschte, wie es bei NEGATIV und TRIPLEX der Fall war. ADDFEET Junior für die USA
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In den 50er Jahren veschärfte sich der Preisdruck, so dass
man
versuchte, die Produktion zu vereinfachen und am Material zu sparen,
ohne
die Qualität allzusehr zu verschlechtern. So setzte man mit den
Modellen UNIVERSAL-S und PICCOLO auf das Material
Weißblech
und bedruckte die Oberflächen. Nebenbei ergab sich damit die Chance,
neue Märkte im Bereich der Werbung zu erschließen. So ist die Variationsbreite der Schmalmaschine sehr goß in Bezug auf Farben, Bedruckung, Material und angebotene Etuis. |
Natürlich gab es bei den Schmalmaschinen auch Funktionsvarianten. Für die Englische Währung bot man das Sterling-Modell an. Eine andere Variante beherrschte die amerikanischen Längeneinheiten (ADDFEET) und die Programmierer an octalen Computern bekamen die OCTADAT. |
Toto
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Die "kleine TOTO" war wirklich niedlich! Aber das
machte nichts,
sie trat in der Regel ja auch nicht allein auf. Zu Dutzenden auf
Platten
montiert nahm man sie für die Kontrolle der Lagerhaltung in
Handwerksbetrieben
und Geschäften. So repräsentierten 30 bis 100 Stück auf
der einen Seite einer schwenkbaren Vorrichtung z.B. den Wareneingang,
die
Rückseite war für den Warenausgang gedacht. Perfekte Lagerüberwachung.
Die Größe der Vorrichtung bestimmte der Kunde.
TOTO |
Natürlich wurde für die matrixartige Anordnung der Rechner
auf einem großen Brett auch ein Name kreiert und geschützt: ADDOTHEK.
Später nahm man statt der TOTO die ARITHMA bzw. PICCOLO, da sich die
Produktion der TOTO nicht mehr rechnete.
Aber es gab für die TOTO auch andere Verwendungen: Kellner
sollten
sie bei sich tragen wenn sie die Rechnung zu erstellen. Ob sich das bei
einem nur vierstelligen Rechner durchsetzen konnte? Ich habe da so
meine
Bedenken. |
HEXADAT und SIZEMATIC
Die letzte Anmeldung eines Patentes durch die Firma ADDIATOR
betraf
einen mechanischen Rechner für elektronische Rechenanlagen!
Die ASSEMBLER-Programmierer der 60er Jahre hatten es nicht leicht, denn sie mussten häufig Adressberechnungen im Kopf durchführen. Die Computer arbeiten intern bekanntlich binär, wobei bei den meisten Computern 4 Bit zu einem Halbbyte zusammengefasst werden. Die dadurch entstandene vierstellige Binärzahl wurde damit zusammengefasst zu einer Ziffer im Hexadezimalsystem (Sedezimalsystem). Die Zahlen reichten also nun nicht von 0 bis 1 (binär) oder von 0 bis 9 (dezimal), sonder von 0 bis F, wobei die Zahl A dem dezimalen Wert 10 entspricht, die Zahl F aber dem dezimalen Wert 15. Das klingt sehr ungewöhnlich, ist aber einfach für jemanden, der das Sedezimalsystem gewöhnt ist. So ist es also kein Problem die Rechnung "A + 7 = 11" im Kopf
zu rechnen,
doch für "BA21 + 1B7C = D59D" benötigt man doch ein Stück
Papier und den Bleistift, wenn keine HEXADAT zur Verfügung
steht! HEXADAT
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Die HEXADAT von Mitte 1967 war war etwas breiter und
länger
als die bis dahin bekannten "Schmalmaschinen". Sie war hoch willkommen
und wurde von vielen Computerfirmen gern gekauft. Sie hielt sich bis
Mitte
der 70er Jahre und nimmt für sich in Anspruch, 1974 Gegenstand der
letzten Anmeldung eines Gebrauchsmusters der Firma ADDIATOR zu sein
(Japan). Erst der legendäre elektronische Taschenrechner "TI-Programmer" von TEXAS-INSTRUMENTS löste sie in den 70er Jahren ab. (Die Variante OCTADAT wurde bereits bei den "kleinen" Schmalmaschinen behandelt) |
1975 stellte die Firma ADDIATOR fest, dass das Stanzwerkzeug
für
die FRACTOMATOR abhanden gekommen war. Diese Rechenmaschine
ermöglichte
die Addition und Subtraktion der amerikanischen Längeneinheiten Feet,
Inch und Fractions (Brüche mit 1/16). Ein neues Werkzeug wäre
sehr teuer geworden bei zweifelhaftem Absatz, denn die USA sollte ja
eigentlich
auf dezimale Einheiten umgestellt werden!
So kam jemand auf die Idee, eine neue Rechenmaschine für diese
nicht auszuzrottenden Längeneinheiten zu entwickeln, die die Größe
des HEXADAT hatte. Hierfür war es lediglich notwendig, einige Teile
des vorhandenen Stanzwerkzeugs abzuändern, schon war die Produktion
der SIZEMATIC möglich. Da die HEXADAT ohnehin kaum noch bestellt wurde,
konnte man sich sogar eine vollständige Umstellung der Produktion
auf die SIZEMATIC leisten.
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CASTELL-ADDIATORDie schmalen Rechenmaschinen ARITHMA und UNIVERSAL hatten etwa die Breite der in den 30er Jahren stark verbreiteten Rechenschieber. Da ja nun Rechenschieber nur höhere Rechenarten wie z.B. die Multiplikation beherrschten und eine Addiation mit ihnen unmöglich war, bot es sich an, eine Kombination dieser beiden Rechengeräte zu konstruieren. Die Firma ADDIATOR meldete das Patent dazu 1936 an und fand in der Firma FABER-CASTELL einen geeigneten Partner.Die Endmontage hat sich ADDIATOR zunächst selbst vorbehalten, wenigstens bis zum Kriege. Später erfolgte die Montage vermutlich nur noch bei Faber-Castell. Es gab im Prinzip 6 verschiedene Modell-Varianten dieser Kombination: 1. Kombination mit Holzkern im Rechenschieber, 25 cm-Skala: Bis ca. 1952/53. Die vollständige ADDIATOR (ARITHMA oder UNIVERSAL) mit verlängertem Rückstellbügel wurde so eingeschoben, dass nur das Bedienfeld sichtbar war. 2. Kombination mit Holzkern im Rechenschieber, 12,5 cm-Skala: Bis ca. Ende der 40er Jahre. Die normale ADDIATOR (ARITHMA oder UNIVERSAL) wurde auf der Rückseite mit angenieteten Kunststoff- Elementen versehen, die rückseitig auf den Rechenschieber geklebt wurden. 3. Kombination mit Rechenschieber aus Kunststoff, 25 cm Skala. Konstruktion wie beim ersten Modell. Die Produktion erfolgte ab Anfang der 50er Jahre mit kurzer Unterbrecheung bis zum Ende. 4. Rechenschieber aus Kunststoff, 12,5 cm-Skala. Die ADDIATOR wurde ohne rückseitiges Blech so an den Rechenschieber angesetzt, dass der Rechenschieber die Rückseite des Zahlenschiebers bildete. Die Produktion erfolgte von Anfang der 50er Jahre mit kurzer Unterbrecheung bis zum Ende. 5. Konstruktion entsprechend Bülow-Patent aus den 50er
Jahren,
25 cm Skala. Herr Bülow war ein Mitarbeiter der Firma FABER-CASTELL
und sehr charmant. Er meinte, dass man den Teil des Zahlenschiebers
noch
stark vereinfachen könne und fertigte eine Konstruktion an, die fast
vollständig aus Kunststoff bestand. Zur Anmeldung des Patents musste
er die Zustimmung von Frau Schaffhirt-Kübler haben, die ja im Besitz
der alten Patente war. Sie und ihr Mann waren nicht sehr angetan davon,
denn kaum ein Qualitätsmerkmal der Firma ADDIATOR war darin enthalten.
Rein sachlich musste diese Kombination also ein Reinfall werden, aber -
wie gesagt - er war ein netter Kerl! 6. Konstruktion nach Bülow-Patent, 12,5 cm Skala. Kleinere Variante mit dem gleichen Schicksal.
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