13. August 2017 |
Von Otto Meuter hatte Carl Kübler Ende 1918 das DRGM 695909 und das zugehörige Funktionsmodell MEUM (s. Bild) gekauft, das eine einfache Konstruktion eines Rechners mit Zahlenschiebern darstellte. Erst nach der Patentanmeldung am 24.5.19 stellt er fest, dass
es bereits
zumindest 2 deutsche Patente gab, die eine solche Rechenmaschine
beschrieben
(wenn auch nicht mehr schützten). Das eingereicht Patent wurde also leicht modifiziert und der Haken-Zehnerübertrag sogar als "hinderlich" und "fehleranfällig" abgetan. Das DRP 367599 wurde erst am 23.1.1923 erteilt! Der wichtigste Anspruch bezog sich auf die Doppelseitigkeit: Die Addition erfolgte vorne, die Subtraktion auf der Rückseite. Damit hatte Kübler eine sichere Trennung der Funktionen erreicht, wobei der Arbeitsablauf immer gleichartig blieb.Weitere Details in diesem Patent schützten ihn vor Nachahmern. |
Ur-Modell "Meum" Material: Holz und Pappe |
Aber die Konfrontation mit den verschiedenen Patenten, die
man im Laufe
der Anmeldung durcharbeiten musste, um eine Abgrenzung zum eigenen
Patent
zu begründen, ließen Kübler nicht ruhen. Er ließ sich alles schützen, was er verbessert hatte: Die Zahlenschieber, die Deckplatten, das rote Feld für den Überlauf und alles Mögliche im Umfeld; das Patentamt hatte durch ihn wirklich viel Arbeit! |
Die "großen Modelle", die von Anfang an bis in die 1970er
Jahre
hinein hergestellt wurden, entsprachen in Größe und in Funktion
weitgehend dem patentierten Rechner. Die erste Serie war noch aus
Aluminium
hergestell und flächendeckend bedruckt mit Farbe ohne Muster.
Recht bald erkannte Carl Kübler die ungenügende Qualität und ließ auf Messing als Material für das Rechnergehäuse umstellen. Vom Farbaufdruck wechselte man zur Farb-Ätzung. Zunächst war auch hier die Füllfläche glatt ohne Muster. Doch bald ging man auf gemusterte Füllflächen über. Mit diesem Modell erfolgte dann auch schon eine gewisse Massenproduktion. |
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Vermutlich erstes Serienmodell "ADDIATOR SALDO-MASCHINE System Kübler-Meuter" Material: Aluminium bedruckt |
Die Zusammenarbeit mit Otto Meuter, mit dem Carl Kübler Ende
1918 einen Vertrag geschlossen hatte, währte nicht lange. Inhalt des Vertrags war wohl eine Geldsumme für das Gebrauchsmuster, eine Anstellung und ein bestimmter Anteil an jedem verkauften Rechner (was wegen der einsetzenden Inflation sicher zu Spannungen führte). Da wir die Vertragsbedingungen nicht kennen, bleibt diese Frage offen. Etwa 1920 löste sich Otto Meuter von der Firma Addiator und arbeitete ab dann vermutlich mit Jean Bergmann zusammen (CBR). |
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Etwa 1922 hatte die Firma sich auch
ein Logo
zugelegt:
Die stilisierten Zahlenschieber in Form kleiner "Männchen", darüber
0-1-0.
Zu dieser Zeit war bereits abzusehen, dass das Hauptpatent für die ADDIATOR Rechenmaschine nach etlichen Korrekturen auch tatsächlich erteilt werden würde. Man schrieb demnach auch stolz "Patent" auf die Vorderseite des Rechners. |
So entwickelte sich allmählich nach einigen optischen
Varianten
das Serienmodell, das zunächst keinen Namen hatte, dann aber STANDARD
genant wurde.
Die Qualität der Rechner war ausgezeichnet, aber die Produktion noch zu aufwendig. Und gelegentlich war es angebracht, das Äußere zu wechseln, um dem Kunden Modernität und Fortschritt zu präsentieren.So änderte man erneut das Hintergrundmuster und nahm das später gern benutzte Mäander, das in verschiedenen Varianten bis zum Schluss eingesetzt wurde. Die ersten 5 Jahre der Firma ADDIATOR war durch nur eine Rechnergröße geprägt. Die Produktion erfolgte (abgesehen von einem kurzen Abstecher nach Oranienburg) in Berlin in verschiedenen angemieteten Standorten und entwickelte sich mit der Zeit recht gut.Schon früh stellte ADDIATOR gern auf jeder größeren Messe aus und hatte immer eine Neuigkeit parat. So zeigte man neben den früher erwähnten grossen Modellen auch Rechner für die damals meist komplizierten Währungen in England (Sterling) Ägypten (Elsarie) und Indien (Rupee). In den 30er Jahren folgte dann auch das Modell NEGATIV, die Buchhalter wollten ja schließlich auch negative Bilanzen in den Griff bekommen!
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Die mittleren Modelle
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Natürlich musste man sich auch auf
neue
Kunden
einstellen, die nicht so eine "große" Brieftasche hatten. Deshalb konstruierte man in der 2. Hälfte der 1920er Jahre ein kleineres Modell und verkaufte es als PUTTY-ADDIATOR, das später in ADDIATRIX bzw. DUPLEX umbenannt wurde. Als in den 1930er Jahren das große Modell mit negativem Saldo herauskam, folgte auch die TRIPLEX in der DUPLEX-Größe. Natürlich gab es auch Varianten für Währungen, außerdem das Modell ASTRO für Zeit bzw. Winkel. DUPLEX |
Die Konstruktion
der "schmalen"
Rechner war bekannt. Sie waren einseitig und hatten oben das
Eingabefeld
für die Addition und unten konnte man subtrahieren.
Da die Konkurrenz diese Rechnervariante anbot, musste auch ADDIATOR einen einseitigen Rechner anbieten. Man produzierte kurz vor 1930 den RECTAR, dessen Name aber bald in ARITHMA umgeändert wurde. Bald darauf gab es auch die Variante UNIVERSAL mit negativem Saldo
(entsprechend
NEGATIV bzw. TRIPLEX). Auch eine Währungsvariante wurde angeboten. ARITHMA in Sterling-Ausführung
Material: Messing geätzt
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Der Eintritt des Sohnes von Carl Kübler, Hans-Wolfgang, ca. 1934 brachte neue Anreize. So kombinierte er einen schmalen einseitigen Rechner mit Zahlenschiebern mit einem handelsüblichen Rechenschieber. Für die Produktion gewann man den bekannten Hersteller von Rechenschiebern, die Firma FABER-CASTELL. Der CASTELL_ADDIATOR war ein guter Erfolg. Man fertigte in den ersten Jahren diverse Varianten der Skalen des Rechenschiebers mit dem bekannten Holzkern sowie ARITMA oder UNIVERSAL aus Messing, Alu oder Eisen, je nach Geschäftslage. (Später, ab ca. 1950, folgten Varianten ohne Holzkern) |
Ende der 1930er Jahre verschlechterten sich aus den bekannten politischen Gründen die Produktionsbedingungen. Allgemein wurde die gesamte Wirtschaft auf die Produktion kriegswichtiger Teile für die Wehrmacht eingeschworen. ADDIATOR profitierte zunächst noch vom Argument, dass man für den Export arbeite, der ja die dringend benötigten Devisen bringe. Es war aber nicht einfach genügend Material herbei zu schaffen und die Mitarbeiter zu halten, die mehr und mehr in die Rüstungsindustrie beordert wurden. Hier ist es dem Junior, Hans-Wolfgang, zu verdanken, dass die
Firma
ihre Selbständigkeit beibehielt und nicht "eingegliedert" wurde. Er
schaffte es auch, Aufträge für kriegswichtige Produkte für
die Wehrmacht zu erhalten, so dass man selbst im Kriege noch eine -
wenn
auch geringe und inoffizielle - Rechnerproduktion aufrecht erhalten
konnte. |
Die Zeit nach dem
Zweiten
Weltkrieg
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